2019 Meine Stärke und mein Lied ist der Herr

Glücklich und gerührt in die Matthiaskirche eingezogen

 

„Auf nach Trier!“, hieß es auch in diesem Jahr für 73 Pilger, die mit der Matthiasbruderschaft an Christi Himmelfahrt starteten. Unter dem Motto „Meine Stärke und mein Lied ist der Herr“ ging es um 6 Uhr morgens gemeinsam mit Pfarrer Gerndt und einer heiligen Messe los. 

Versehen mit dem Pilgersegen setzten wir uns zunächst in den Bus Richtung Eifel, um von Daun nach Trier zu pilgern. 25 bis 29 Kilometer legten wir jeweils in den drei Tagen zurück. Jeder Tag wurde von einem Vorbereitungsteam mit Liedern, Gebeten, Gottesdiensten und Meditationen geplant. Besonders schön war die musikalische Unterstützung durch unsere Musiker Daniel, Christoph, Matthias und Markus. Ihre stimmungsvolle Musik berührte so manche Seele. 

Durch Wälder, blühende Wiesen, entlang der Lieser und zum Schluss hoch oben auf dem Panoramaweg mit Blick auf die Mosel, kamen wir unserem Ziel immer näher. Bei sonnigen 26 Grad, verschwitzt, müde, aber glücklich und gerührt, zogen wir am Samstagabend mit dem Lied „Großer Gott wir loben dich“ in St. Matthias ein. 

Für unsere Neupilger war das besonders bewegend, bekamen sie doch ihre Pilgermedaille vom Abt Ignatius persönlich überreicht. Am nächsten Morgen feierten wir mit vielen anderen Bruderschaften einen festlichen Gottesdienst auf dem Platz vor der Matthiaskirche.

Als unsere Neupilger Klara und Matthäus unsere Kerze und das Pilgerbuch zum Altar brachten, wurden sie vom Abt gefragt, warum in unserer Bruderschaft so auffällig viele junge Leute seien. Matthäus konnte es nicht beantworten, aber für mich ist es klar: Unsere Brudermeisterin Marianne schafft es immer wieder, mit guter Laune, Toleranz und Gelassenheit alle neuen Pilger freundlich aufzunehmen, so dass auch jungen Leute direkt in die Gruppe integriert werden. 

Nach dem Gottesdienst stärkten wir uns noch mit einem Teller Suppe. Dann hieß es: „Aufbruch nach St. Tönis“. Viel zu schnell vergingen die Tage in denen viel gebetet, gesungen, gewandert, geredet und gelacht wurde.             
© Uschi Speis


2018 Kommt und seht

Am 10. Mai war es wieder soweit: Um 6 Uhr trifft sich unsere 72 Mann/Frau/Kind große Truppe der St. Matthias-Bruderschaft in St.Tönis, um gemeinsam zum Gmündener Maar zu fahren, von  wo aus wir  in den folgenden drei Tagen bis Trier pilgern wollen. Sechs Neupilger sind dabei, für mich als „altem Hasen“ besonders interessant, da ich mich sehr gut erinnern kann, mit welchem Respekt man diesen Pilgertagen entgegentritt. Für mich war dieses erste Mal ja gerade erst ein Jahr her! Man fragt sich, was auf einen zukommt, ob man es überhaupt schafft und wie die anderen wohl sein mögen. 

Am Gmündener Maar angekommen, begrüßt unsere Brudermeisterin Marianne uns und schon ist klar, wir sind eine Gemeinschaft, inklusive der Menschen, die gerne mitgekommen wären. „Menschen auf dem Wege, Frieden suchen wir“ singend ziehen wir los mit zügigen Schritten. Vor dem Lieserpfad sammeln wir uns, um über das Thema der diesjährigen Wallfahrt nachzudenken: „Kommt und seht“. Ein Aufruf, der uns durch diese Tage hindurch begleiten wird, der uns einlädt, eigene Erfahrungen zu machen, sensibel und offen für die Begegnung mit Mensch und Natur zu sein. 72 Menschen laufen hier zusammen, von ganz klein bis ganz weise ist jede Altersgruppe vertreten, viele interessante Begegnungen erwarten uns. Ich drücke die Hand meines Vaters, mein „Pilgeranstoß“, und wir gehen alle zusammen in Stille weiter. „In Stille“ bedeutet nicht nur „nicht reden“, es ist auch eine Anregung, sich zurückzunehmen und diese wundervolle Natur in den Vordergrund zu stellen. Lauschen, schauen, staunen. 

Pilgern heißt nicht nur Wandern. Pilgern bedeutet auch Pausen einlegen. In diesen Pausen sammelt man sich, die Gedanken aller konzentrieren sich auf ausgewählte Worte, die einen auf dem Weg wieder einholen und dort zu Gebeten werden. Diese Worte, Lieder und Denkanstöße werden für die drei Pilgertage jeweils von verschiedenen Kleingruppen mit viel Liebe und Sorgfalt vorbereitet und wie Samen ausgeworfen.

Hahner Flachhütte, Besinnung in der Kirche von Manderscheid, Kaisergarten, Himmerod, das sind unsere nächsten Etappen an diesem ersten Tag, der wie jeder dieser Tage in unserer Unterkunft in Manderscheid endet.

Am ersten Abend, hungrig, wirklich hungrig, singen wir noch vor dem Abendessen zusammen ein Lied, dessen letzte Strophe so geht:

„Mancher  sitz vielleicht allein zu Hus, dä su jän ens widder laache dät. Janz heimlich do waat hä nur dodrop, dat einer zo im sät: Drink doch eine met…“ 

…und mir fällt dazu wieder ein „Kommt und seht!“.

 

Der Freitag beginnt nach dem Frühstück wieder mit dem Kloster Himmerod. In dieser idyllischen Umgebung berühren einen die Worte und die Melodien unserer Musiker umso mehr. Was suchen wir? Wen suchen wir? Wo suchen wir? – fragen wir uns und finden in Matthäus einen Hinweis, dass es das Suchen ist, was zählt. Denn „Wer sucht, der wird finden!“ (Mt 7,8) und das an diesem Ort, wo Zisterziensermönche seit fast 900 Jahren gesucht und wahrscheinlich auch gefunden haben. Gott wohnt, wo man ihn einlässt.  „Kleines Senfkorn Hoffnung…“  Wir pilgern weiter, begleitet von wunderbaren Worten, Gebeten und Gesprächen. Natürlich schmerzen die Füße nach 50 gelaufenen Kilometern in zwei Tagen, vor allem, wenn man die fast 30 Kilometer sieht, die noch vor einem liegen. Doch die Intensität der Erlebnisse auf dem Weg gibt einem mehr, als die Füße schmerzen können.

Niederkail, Martinsbrunnen, Gottesdienst in Heidweiler, Manderscheid, Hunger. Wir kehren zurück in unsere Jugendherberge. „Er lasse uns durch unsere Mitmenschen Liebe und Geborgenheit erfahren…“ beten wir gemeinsam. 

Der nächste Tag ist der Tag unserer Ankunft in Trier. Seit zwei Tagen gehen wir mit diesem Ziel, wie viele andere vor und nach uns. Wir gehen zusammen, lernen uns kennen, beten jeder für sich und für den anderen. Dieser dritte Tag ist jedoch etwas Besonderes. Da ist ein Ziel. Da wird man erwartet. Da endet diese Erfahrung. Uns wird den ganzen Tag hindurch ein Lied begleiten. Wo Liebe ist und Güte, da ist Gott: „Ubi caritas et amor, deus ibi est.“ Als wir an dem Kreuz im Wald innehalten, an dem sich uns die ersten Matthiaspilger aus St. Tönis als Wegweiser offenbaren und gleichzeitig den Kreis mit den jüngsten Pilgern unserer Gruppe schließen, bekommen die Worte des Schlussgebets einen wegweisenden Charakter:

„Segne uns, damit wir ein Segen sind und mit zärtlichen Händen und einem hörenden Herzen, mit offenen Augen und mutigen Schritten dem Frieden den Weg bereiten.“

Ehrang, Gottesdienst in St. Peter…

Wir schauen auf Trier. Auf St. Matthias. Auf unser Ziel. 72 Menschen ziehen wieder als eine Gemeinschaft unter den Worten des Rosenkranzes ein. Vielleicht schmerzen die Füße, aber das spürt jetzt keiner. Wir ziehen in St. Matthias ein. Für mich ist es erst das zweite Mal, doch ich fühle, dass ich ankomme und frage mich, wie es wohl für unsere Wegbegleiter sein muss, die schon über 40 mal hier angekommen sind. Es ist überwältigend, wie hier eine Pilgergruppe nach der anderen aus verschiedenen Städten auf dem Freihof vor der Basilika St. Matthias eintrifft. So viele Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben und ebenso viele Schicksale, die ihre Gebete mittragen. 

Dieser Abend, der letzte, ist etwas Besonderes. Natürlich sitzen wir jeden Abend zusammen, es kommen schöne Gespräche und Fröhlichkeit auf. Abends wird es immer gemütlich. An dem letzten Abend jedoch spürt man die Befreiung, alle haben es geschafft, alles ist gutgegangen. Sogar die Jugendherberge verwöhnt uns mit einem Grillabend. 

Nach ein paar Stunden Schlaf wartet erneut Trier auf uns. Wir nehmen zusammen mit allen Bruderschaften am Hochamt teil. Der Himmel, der uns drei Tage lang verschont hat, weint. Unsere Gruppe ist noch mehr Gemeinschaft geworden. Wir sind zusammen gewandert, haben gemeinsam gebetet, haben anderen Einblicke in unsere Seelen gewährt, haben zusammen gelacht, waren gemeinsam gerührt, haben Vertrauen geschenkt. Unsere so herrlich bunte Gemeinschaft ist wieder ein Stück näher zusammengerückt ohne sich dabei zu verschließen. Eine intensive Erfahrung. „Kommt und seht!“
© Stefanie Köhler



2017 Einmütig im Gebet

Voll Dankbarkeit blicke ich auf die 4 Tage zurück, die ich und mein Sohn gemeinsam mit rund 80 Christen der St. Töniser Matthiasbruderschaft verbringen durften. Eine Zeit, an die ich mich noch lange gern erinnern werde. Auf dem Pilgerweg nach Trier stand von der ersten Minute an die Gemeinschaft im Vordergrund. Ob freundliche Blicke oder Worte der Ermutigung bei den ersten Wehwehchen, liebevolle Anteilnahme bereitete kaum jemandem Schwierigkeiten. Ich kann nicht anders als ganz herzlich den Organisatoren und den Teilnehmern dieser Pilgerfahrt Danke zu sagen. Macht weiter so! 

Für einen Menschen von heute wird es kaum nachvollziehbar sein, dass die  Ausrichtung auf die Bedürfnisse anderer das eigene Gemüt mit so viel Freude erfüllt. Vergessen schien der Zeitgeist, der uns allzu häufig mit Eigennutzgedanken und dem Kreisen um sich selbst durchdringt.

 

Wir brachen am Donnerstag am Tage der Christi Himmelfahrt beim leicht trüben Wetter mit einem Reisebus auf. Das Ziel war das Gemündener Maar in der Vulkaneifel. Ab da galt es in 3 Tagesetappen zu Fuß die knapp 90 km entfernte Matthias-Basilika in Trier zu erreichen.

Die Wettervorhersage für die kommenden Tage sprach von sommerlichen 30 Grad. Die Temperaturen kletterten an den letzten 2 Tagen sogar noch höher, was das Pilgern nicht unbedingt erleichterte. Die geistige Wetterlage schien ebenfalls vom Tag zu Tag strahlender zu werden. Die teils über 30 km langen Etappen führten durch wunderschöne Landschaften. 

Bachtäler, Maare (alte Vulkankrater) und Wälder wechselten sich mit spektakulären Aussichtsstellen. Auch dem Schöpfer muss an dieser Stelle gedankt werden. So viel einzigartige Naturschönheit versetzt einen aufmerksamen Menschen in tiefes Erstaunen. Außer der Schönheit der Vulkaneifel erfreute es mich besonders, dass unsere Pilgerfahrt nicht wie eine gewöhnliche Wanderung verlief. Gemeinsame Gebete und Streckenabschnitte, die wir bewusst in Stille zurücklegten, aber auch geistige Impulse bereicherten die gemeinsame Zeit und zeugten vom spirituellen Tiefgang in der Pilgergruppe.

Das Motto der diesjährigen Pilgerfahrt lautete: „Einmütig im Gebet“. 

Ich persönlich bin fest der Meinung, dass das Gebet nicht alles ist. Aber ohne das Gebet ist alles nichts! Deshalb möchte ich den Teams, die die geistigen Impulse und Gottesdienste vorbereiteten, meine Anerkennung aussprechen.

 

Ein Gebet vom 2. Tag:

Lass mich deinen Segen spüren, guter Gott,

durch ein Wort oder eine Geste,

durch ein Bild oder ein Lied.

Treffe mich, berühre mich,

gehe mir nach.

Segne mich und schenke mir die Gewissheit:

Ich bin gemeint. 

 

Vieles wäre noch zu sagen. Zum Beispiel der überwältigende Einzug in die Basilika in Trier. Oder die Überreichung der Pilgermedaille. Doch dies alles lässt sich eh nicht passend in Worte fassen. Nächstes Jahr möchte ich unbedingt wieder dabei sein und dem heiligen Geist erneut begegnen. 

Er war zwar nicht ausdrücklich auf der Pilgerteilnehmerliste namentlich ausgewiesen, dafür trugen ihn viele Pilger tief im Herzen. 

Komm, Heiliger Geist und wohne in uns!

Gestern, heute und alle Tage!

© Markus Spranzel